Stadttheater Amberg

Theater Amberg erster Preis
Details
Wettbewerb 2018
Platzierung 1. Preis

Es ist alles schon da, es muss nur gesehen und aufgehoben werden.
Das äußere Umfeld, so schön wie es ist, wird dafür nicht genutzt und nicht gebraucht. Das neue Spiel findet vornehmlich im Inneren statt. So wird auch weiterhin der Hauptzugang zum Theater über den Schrannenplatz erfolgen, (obwohl es schon fast brutal wirkt, seitlich so unvermittelt in einen ehemaligen Kirchenchor „einzubrechen“. Heute könnte man sich das nicht mehr leisten). Aber die Adresse ist den Ambergern gut bekannt und ist bewährt. Alleinig die Gestaltung des Eingangs, die Schwelle in das Innenleben wird aufgewertet: gläsern, offen, einladend und modern.
Platzfolgen und –Übergänge machen historische Stadtkerne aus. Zutaten gerne ja, wenn erforderlich. Dieser Entwurf kann aber ohne bauliche nach außen in Erscheinung tretende Erweiterungen auskommen und schätzt das heutige Stadtensemble. Mehr wäre hier nicht mehr. Die Fassaden, die Fluchten, das Wechselspiel zwischen Weite und Enge bleibt unberührt, der städtische Kontext gewohnt und vertraut. Es ist auch ein Stück Achtung, dem auf uns Überkommenem gegenüber, mit dabei.
Wie der prächtige Theatersaal sich nicht nach außen darstellt und erst „entdeckt“ werden will, so werden auch die neunen Eingriffe ohne Außenwirksamkeit allein innen Ihre Wirkung entfalten. Neben der Gestaltung ist es vor allem die Herausforderung in Bezug auf die Neuorganisation von Zugänglichkeit, Funktionalität, Teilhabe, Mitnutzung, Variabilität und Nutzungsvielfalt.
Aber vor allem soll es ein schönes Theater werden, für die Bürger und die Besucher, kurz: das Publikum.

Raumgreifend, raumbildend, raumgebend, selbsterklärend und elegant … alles in einem?

Der historische Kirchenchor
Die ganze Raumpracht der Gotik wird durch den Rückbau aller nachzeitlichen Zutaten wiedergewonnen, die Wände mit den schönen Fenster über die gesamte Höhe freigelegt und nur ein einzelnes neues Objekt eingefügt: die Spiraltreppe ins Theater. Nahezu schon wieder selber sakral wirkend, dem Maßstab des Raumvolumens selbstbewusst entsprechend, wird der Blick durch diese Treppenflucht fokussiert, die Raumachse gestärkt und die Blicke wandern durch die Tiefe des Raums über die Treppenanlage hoch bis unter die Gewölbedecke. Eine Verbindung, welche vom Chorraum aus, aber auch von der Treppe aus gesehen, allen ein Raumerlebnis der besonderen Weise schenken wird. Man sieht und wird gesehen, die kontinuierliche Bewegung im Raum schafft fließende Raumeindrücke, aber der der Raum wird durch die Besucher selbst auch bereichert. Der objekthafte Zugang zum Theater ist verlockend selbsterklärend, drüber hinaus bietet die Zentrierung der Erschließung im ehemaligen Chor genügend großzügige Fläche für Pausen- und Veranstaltungsanlässe. Eine Theater-unabhängige Nutzung als Fest-, Ausstellungs- oder Kammerkonzertsaal, wenn gewünscht immer in Verbindung mit der erdgeschossigen kleinen Lounge, ist möglich und wunderbar vorstellbar.

Der Klosterflügel
Hier wird anders gedacht, in Geschossigkeiten, irgendwie profaner und Anlass-bezogener. Am Klosterhof wird ein neuer einladender großer Eingang zum Nebenfoyer als Verteiler zum Theater, dem Restaurant und dem Casino angeboten. Das neue Restaurant im 1.OG (vielleicht mit offener Erlebnisküche?) orientiert sich eher zum Innenhof, dem ehemaligen Kreuzgang und hat Anteil an dieser so historischen Kulisse. Mit WCs (auch Beh.-WCs) auf gleicher Ebene und neuem 2. Fluchtweg ist diese etwas zurückgenommene Lage für ein Restaurant prädestiniert.
Das Casino im EG wird aufgeräumt, die fest installierte Bühne entfällt und die Nebenflächen wie der Aussenzugang zur Platzbewirtschaftung werden neu gefasst. Allein durch den neuen Eingang und die angepasste Platztopographie wird die Fassade zum Klosterhof neu gestaltet, die bislang so trennenden Aussentreppen entfallen.