Sanierung + Umnutzung Theodor-Lessing-Platz 1 Hannover

Details
Wettbwerb 2014
Platzierung 1. Preis

Die heterogene städtebauliche Situation des in das bauliche Umfeld eingepassten ehemaligen Volkshochschulgebäudes stellt in mehrfacher Hinsicht eine besondere Herausforderung dar. Nicht nur durch die gegebene Volumetrik und den Zuschnitt bedingt, ergeben sich funktionale spezifische Anforderungen. Der damaligen Zeit folgend, die historischen Feingliederungen nahezu ignorierend, stellen der Maßstab und die baukörperliche Ausrichtung im heutigen städtebaulichen Kontext eine Herausforderung dar. Wie eine Leitplanke vermittelt der Baukörper zwischen dem offenen Rathausplatz, dem fehl-am-Platze wirkenden Marriott-Hotel und der inneren feinkörnigeren Stadtmitte. Dieses Ensemble gilt es als Wert zu begreifen und erfahrbar zu stärken.
Was hilft ist der „Kopf“, der vertikale Turm zum Friedrichswall, alten Vorbildern folgend als markanter Typus an relevanten Straßeneinmündungen gesetzt, und der „Schwanz“, dem Galerie-Kubus, als typischen objekthaftem Vertreter seiner Zeit. Anfang und Ende, Eintritt und Austritt werden betont, durch zwei verwandte, dem gleichen Geist entsprechende Zeichen. Was dazwischen tun? Stadt fortschreiben, mag man meinen. Arbeiten, lernen, Kaufen, Wohnen, jedem das seine, alles unter einem Dach, jedem sein eigenes abgestuftes Bild nach aussen in den Stadtraum.
Die Perlenkette ist auch noch weiter zu verstehen, Kultur und Bildung am Rathausplatz mit dem geschätzten überdurchschnittlichen Kestner-Museum, der vorgeschlagenen öffentlichen Nutzung der denkmalgeschützten Halle als z.B. Literaturhaus und abschließen die Galerie, wiederum als formverwandte Kulturbox. Die Herausnahme der zweigeschossigen ehem. Volkshochschulhalle aus der Büronutzung für eine Fremdvermietung mit öffentlicher Nutzung wird weiterhin Adressen-bildend wirken, den Standort stärken und die Attraktivität der Immobilie erhöhen.
Das vorgefundene Spiel des artikulierten Übergangs von Stadtbaukunst unterschiedlichster Phasen ist fortzuführen; es hilft, die fragmentierten Freiräume fassen, begrenzen und als neue Orte definieren, um eine geschützte Abfolge von Stadträumen zu gestalten. Ziel ist die Adressenbildung, die eindeutige Erkennbarkeit des neuen Hauptzugangs zum Bürogebäude und zum Literaturhaus wie die Lesbarkeit der einzelnen Bestandteile der „Perlenkette“.

Mit dem dunklen Klinker stellt sich das Gebäude, eigentlich ein kleines Ensemble unterschiedlicher Nutzung als ein neues Ganzes vor. Unverkennbar erkennbar, mit der dominanten Öffnung zum Rathaus hin als Firmen- und Büroadresse. Hier liegt der zentrale Zugang zu den Bürobereichen, das Erdgeschoss mit Lobby und Ladengeschäft wird auf Gehniveau abgesenkt.
Das auch über zweigeschossige Verglasungen weit zum öffentlichen Bereich geöffnete vollständig autonom nutzbare Literaturhaus wird von Einbauten, wie der Galerie, Ausbaudecken und Verbindungstreppen befreit, und um Service- und Arbeitsbereiche im Untergeschoss erweitert. Die alte Stadtmauser als stirnseitig bestimmendes Bild wird als Hintergrundfolie in vollen breite wie Höhe herausgestellt. Hierdurch wird eine Abendnutzung nach Büro- und Geschäftsschluss angeboten.
Zum Lessingplatz das klassische Programm, erdgeschossig Gewerbe und Läden, Praxen eins darüber und oben drei Geschosse Wohnen. Die auch so gezeigt und abgebildet, durch leichte Rhythmusänderungen der Fassade in Verbindung mit tief liegenden Loggien als bewusste Abhebung von den flächenbündigen Prallscheiben des Bürobereichs. Wohnen zu Wohnen, dies dient der Lesbarkeit, ergibt kurze interne Wege, fördert Nachbarschaft, ermöglicht sinnhafte Erschließung effiziente technische Versorgung. Deshalb die Entscheidung gegen Wohnen über ganze Länge nur auf einem obersten Geschoss.