Klinikum mit Erinnerungs­stätte Darmstadt

Details
Status Realisiert
Bauherr Klinikum Darmstadt, Grafenstraße 9, 64283 Darmstadt
Baubeginn 2003 / 2006
Fertigstellung 2010
BGF 24.300 m²
Nutzung Klinikum mit 10 Stationen mit 267 stationären Betten einschließlich einer internistischen Intensivstation, Strahlentherapie, Funktionsdiagnostik

In Stadtzentrum Darmstadts stand bis zur Zerstörung in der Reichskristallnacht die „Liberale Synagoge“, ein bedeutender Sakralbau aus dem 19.ten Jahrhundert.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die zerstörten Gebäude in der Nachbarschaft und die verbliebenen oberflächlichen Reste der Jüdischen Synagoge angeblich als Trümmerschutt entsorgt.
Fundamente der zerstört geglaubten Synagoge fanden die Architekten während der Aushubarbeiten zum Neubau des „Städtischen Klinikum“.
Die Bauarbeiten konnten gegen grosse Widerstände gestoppt werden.
Die politisch allzu bereitwillig verdrängte Erinnerung an die Zerstörung der Synagoge wurde architektonisch nach einer kompletten Umplanung des Klinikbaus in einem minimalistischen Gedenkort öffentlich gemacht . Die „Gedenkstätte“ bildet nunmehr das Herz des neuen Klinikbaues, sämtliche Funktionsabläufe des neuen Krankenhauses ordnen sich den freigelegten Synagogenfunden unter.
Die öffentliche Gedenkstätte wird zum architektonischen „Stolperstein“ der Erinnerung in den täglichen Funktionsabläufen im Klinikneubau: Eine architektonische Demutsgeste vor der Vergangenheit.

Ein kompakter, hochverdichteter, funktionalistischer Klinikbau schließt die städtebaulich ausgefüllten Blockränder und integriert die Fundamentfunde der ehemaligen „Liberalen Synagoge“ in einer öffentlichen Gedenkstätte. Der Neubau bildet mit differenzierten Öffnungen nach innen zu den Gartenhöfen trotz aller Medizintechnik eine eigene Welt der Ruhe und Erholung. Die kirschholzverkleidete „Eingangshalle“ ist konzipiert als zentrale , öffentliche Agora. Sie kann für vielfältige Veranstaltungen für Patienten und Besucher benutzt werden, ohne den Klinikbetrieb zu stören. Das multifunktionale Foyer ist aufgrund seiner Raumform ( „Schuhschachtel“) und Detaillierung bestens auch für öffentliche Konzerte geeignet.