Erinnerungs- und Zukunfsort Heil- und Pflegeanstalt Erlangen

Details
2023 | Wettbewerb
Auslober Stadt Erlangen
Planungspartner WES Hamburg (Freianlagen); exovia Hamburg (digitales Leitsystem)

„Der Ort des Grauens“
Ein panoptisches eingezäuntes Gebäudeensemble von gewaltiger Ausdehnung entsteht am Rande der Stadt. In der Nazizeit wird das Ensemble – ursprünglich zur Heilung für psychisch Kranke und geistig behinderte Menschen gebaut – weiter ähnlich genutzt. In geheimen Gebäudeflügeln werden in der Klinikanlage der Pflegebauten vermehrt geistig oder psychisch Behinderte, Kranke ausgesondert vom ärztlichen Personal. Sie werden sterilisiert oder im „Hungersterben“ getötet. „Euthanasie“ wird industriell organisiert, hierarchisch befohlen und von vielen Krankenhausmitarbeitern gehorsam umgesetzt.

Nach 1945 wird der historische Klinikstadtteil weitgehend mit Klinikneubauten überformt. Jahrzehnte nach dem Krieg existieren heute nur mehr noch zwei Altbauten aus der Entstehungszeit: Der „Kopfbau Ost“ des ehemaligen Direktoriums am Eingang von der Stadt ins Klinikgelände und Teile eines rudimentär erhaltenen „Pflegebauflügels“ mit willkürlich gekappten Seitenflügeln mitten im Klinikgelände, sind noch erhalten. Keine anderen Gebäude erinnern baulich an die grausame Geschichte des Ortes. Der Rest des Gedenkortes ist zerstört, um mit Klinikneubauten nach dem Krieg überbaut zu werden.

Die Bestandsgebäude werden – in ihrer Leere – sichtbar, erlebbar, begehbar gemacht: Keine neue Nutzung, nur: der leere Raum formt sich zur Erinnerung, eventuell mit beigefügten Erläuterungen am Kopfhörer der QR- Codes. Wir wollen den „Zukunftsort“, den Aufklärungsort mit Archiv, transparenter Forschung, Information, Aufarbeitung, Museum – in einem neuen „Besucherzentrum“ in einem transparenten zeitgemäßen Neubau öffentlich machen.

„Die Landschaft der Erinnerung“
Diese verbindet mit rostigen Schotterböden die Altbauten und das neue Besucherzentrum zu einer horizontalen „Erinnerungslandschaft“. Schwarzkiefern , die zunächst wie Einzelbäume am Kopfbau noch Landschaftsbäume sein könnten, verdichten sich auf dem Weg hin zum Pflegebau zu einem nahezu undurchdringlichen „Körper aus schwarzen Baumstämmen“ und öffnen sich erst wieder auf dem Rückweg der BesucherInnen, hinaus aus der Klinik – auf dem Weg in die Stadt.