Oper der Zukunft, Düsseldorf

Details
Status städtebaulicher Ideenwettbewerb
NF 31.700 m2
BGF 40.900 m²
Oper „Großer Saal“ 1300 Sitzplätze
Studio Bühne 100-500 Sitzplätze
Wettbewerbsteam RSLA, München (Freianlagen); ajg-ingenieure, München (Statik); zwp-ingenieure, Hamburg (TGA); Skena, Mannheim (Bühnentechnik)
Mitarbeiter PFP Fabian Loock (PL), Hannah Buchmann, Nojan Taleb Nejat, Ulf Sturm
Preisgruppe Für den Standort „Am Wehrhahn 1“

Opernhaus der Zukunft
Zwei Standorte, die unterschiedlicher nicht sein können, werden für die Deutsche Oper am Rhein als sinnvollste Verortung für das „Opernhaus der Zukunft“ im Zentrum von Düsseldorf städtebaulich abgefragt. Was vermögen Städtebau und Architektur für das zukünftige Erscheinungsbild der Deutschen Oper am Rhein als „Opernhaus der Zukunft“ im Stadtzusammenhang überhaupt auszurichten?

Standort 1: Am Hofgarten
Am Hofgarten gibt es ganz unterschiedliche Denkmodelle:

A. Der Bestandsbau wird komplett erhalten, ohne Neubau.
Eigentlich kann der geliebte Bestandsbau der „Rheinoper“ einfach freigeräumt und ertüchtigt werden, indem er erhaltend saniert wird – ohne jegliche Erweiterungsbauten. Alles bleibt wie es ist, es wird nur besser. Problem ist das grosse geforderte Raumprogramm aus der Auslobung. Die Alternative, im Bestand ein kleines „Opernballettzentrum“ in Verbindung mit einem kleinen Konzerthaus neu unterzubringen, ohne jegliche Zutaten, unter Verzicht auf jegliche Ergänzungsbauten, wäre ohne weiteres möglich zu realisieren.

B. Das „Opernhaus der Zukunft“ überformt den erhaltenen Altbau mit neuer Aufstockung darüber zur neuen „Opernskulptur im Hofgarten“
In der bearbeiteten Wettbewerbslösung wird der beliebte historische Bestandsbau der Oper erhalten und im Inneren bis auf die Tragstrukturen, bis zum Rohbau, völlig freigelegt. Die Saalrotunde, Bühnenhaus, etc. alle gewendelten Treppen, Wände und Galerien werden wie Rudimente aus der „Nachkriegsmoderne“ freigestellt, erhalten und saniert. Der Bestandsbau wird komplett frei geräumt und – von Zierrat befreit- rohbauartig erlebbar wiederhergestellt. Die Raumsequenz im Altbau kann öffentlich durchschritten werden. Dies eröffnet für die Zukunft ein öffentliches „Public Opera House“ im Bestand im EG am Hofgarten. Ein Ort zum experimentellen Bespielen für Alle, im freigelegten erhaltenen Altbau. Der freigeräumte Bestand wird zum öffentlichen Foyer und zu experimentellen Spielstätte gleichermassen: für die „Junge Oper“ z.B. Urbanistisch entsteht ein magisches Innenraumgefüge aus alten Wänden, Wendeltreppen, Saalschalen, horizontalen Spielflächen, Foyerebenen. Es entsteht im Bestand ein Ort für ein neues Bühnentheater, ruppig, sparsam, experimentell, ähnlich dem Shakespearschen „Globe Theatre Concept“, welches als öffentlicher Platz in der Stadt, im Bestand, mit seinem Publikum auf den Rängen einen neuen städtischen Spielort formuliert.

Haupteingang und Auskragung
Die magische Auskragung über dem Bestandsbau überdeckt mit dem Aufbau den futuristischen Zugangsbereich vom Hofgarten aus regengeschützt für Freiluftaufführungen, vor dem Bestandsbau, erschlossen vom Hofgarten aus.
Eine begehbare beleuchte Fuge trennt städtebaulich sichtbar den Bestand vom neuen Aufbau.
Über skultpural gestaltete Aufgänge hinauf in das neue Opernhaus erreichen die ZuschauerInnen über die Foyerflächen im Altbau den grossen Saal darüber in der Neubauaufstockung. Die Künstler- und MitarbeiterInnen gelangen von der Pforte direkt hinauf in die Backstageflächen, in den Saal, in die Proberäume , Aufbauräume usw. und auf die begrünten begehbaren Terrassen, die über dem Bestandsbau schweben – alles ist auf Bühnenebene horizontal organisiert, alles liegt urbanistisch beeindruckend mit seiner Auskragung gleichsam schwebend über dem Hofgartenbestand. Das neue Opernhausfoyer vor dem neuen Saal ist ebenfalls bespielbar, blickt weit über den Park in die Stadt. Es wird vom Bestandsbau erschlossen über die leuchtenden „Tubes“, die die BesucherInnen aus dem Hofgarten bis ganz nach oben in den neuen Aufbau des horizontal organisierten Opernhauses über dem Altbau führen.

Vom „Hofgartenfoyer“ aus im EG erschliesst man ebenso – unter dem EG – die „Studiobühne“ unterhalb der Wasseroberfläche , mit angrenzenden Depots und weiteren Probebühnen.

Standort 2: Am Wehrhahn

Der Neubau wird als ungeschliffener „Rohdiamant“ und als „Solitär“ in die bestehende Einkaufsblocklandschaft eingefügt. Nicht Blockschliessung sondern Blockdurchwanderung ist das Ziel, um das bestehende Einkaufsviertel mit dem Opernhaus zu verschmelzen. Dabei wird der Block städtebaulich geöffnet, um öffentlich durchwandert werden zu können. Der „Rohdiamant“ wird zum neuen innerstädtischen Publikumsmagneten für die Stadtkultur bei Tag und bei Nacht, in der Haupteinkaufszone der Düsseldorfer Innenstadt.

Die Konstellation mit Foyer, Saalzugang und Bühne auf EG Niveau bringt kürzeste Wege für einen optimierten Opernbetrieb, der ohnehin schon ständig auf Reisen ist. Die Unterbringung der bühnennahen Nutzungen in einzelnen „Körpern“ wird ablesbar sichtbar gemacht im Opernhausvolumen des Kristalls. Die einzelnen Nutzungskörper formen das innere Raumvolumen zu einer gestalteten „Raumkörperkomposition“, die von innen wie von aussen bespielt werden kann. Ein expressiv ausgeformter Erschliessungsbereich ordnet den Besucherfluss und führt alle Nutzer durch das gesamte Opernhaus, Die raffinierte offen sichtbare Erschliessungsstruktur mit Galerien und Terrassen kann bis in die Backstagebereiche Besucherströme sowohl trennen als auch zusammenführen. Wir begreifen das Theater als magischen komplexen Organismus, der vom Eingang bis nach oben unter das Dach, bis in die Mediathek, in die neue Musik- und Tanzakademie und in die Studiobühne im 24 Stunden Betrieb ganztägig als Raumkunstwerk bespielt und genutzt werden kann. Die umgebende Raumschale fügt die Einzelbaukörper zu einem erlebbaren Gesamtraum horizontal wie vertikal zusammen.